Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Familie, Krankheit und Gehalt (2024)

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Rücktritt nach über 10 Jahren im Amt: Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Familie, Krankheit und Gehalt

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Familie, Krankheit und Gehalt (1)

FOCUS online/Wochit Malu Dreyer tritt zurück, Nachfolger wird Alexander Schweitzer

  • FOCUS-online-Autor Holger Morawietz

Mittwoch, 19.06.2024, 14:12

Malu Dreyer ist seit Januar 2013 Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Nun gab sie ihren Rückzug bekannt. Einblicke ins Privatleben und wie sie trotz ihrer dauerhaften schweren Krankheit ihre alltägliche Arbeit als Landeschefin wahrnimmt, lesen Sie hier.

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Marie-Luise Anna Dreyer, genannt „Malu“ Dreyer, wurde am 6. Februar 1961 als Tochter zweier Pädagogen in Neustadt an der Weinstraße geboren. Ihre Mutter war Erzieherin. Ihr Vater war Schulleiter einer berufsbildenden Schule, Historiker und CDU-Mitglied.

Am 19. Juni 2024 wurde bekannt, dass sie als Ministerpräsidentin zurücktreten will.

Malu Dreyer: Basisdaten der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz

  • Dreyer ist eine wichtige deutsche SPD-Politikerin und seit dem 16. Januar 2013 die Ministerpräsidentin des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Außerdem hatte sie das wichtige Amt der Präsidentin des Bundesrates vom 1. November 2016 bis zum 31. Oktober 2017.
  • 1987 legte sie an der Gutenberg Universität in Mainz das erste und 1990 das zweite Staatsexamen für Rechtswissenschaften (jeweils mit Prädikat) ab. 1989 bis 1991 war sie wissenschaftliche Assistentin bei Prof. Dr. Pflug an der Universität Mainz.
  • Dann ergriff Dreyer aber doch nicht den Beruf einer Richterin, sondern wechselte in die Politik, weil sie dort mehr gestalten kann. 1991 ging sie nach Bad Kreuznach und wurde dort 1995 bis 1997 die hauptamtliche SPD-Bürgermeisterin und ab 1997 die Dezernentin für Jugend, Soziales und Wohnen in der Landeshauptstadt Mainz.
  • 2002 holte sie Kurt Beck, der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, als Ministerin für Soziales, Arbeit und Gesundheit in sein Kabinett. Nach dem Ausscheiden von Beck wurde Dreyer 2013 zur Ministerpräsidentin gewählt sowie 2016 und 2021 wiedergewählt.
  • Die Ziele und Methoden ihrer Politik beschrieb Dreyer 2015 sehr überzeugend in ihrem lesenswerten, zusammen mit Hajo Schumacher verfassten Buch „ Die Zukunft ist meine Freundin: Wie eine menschliche und ehrliche Politik gelingt“.
  • In diesem Buch verknüpft Dreyer geschickt ihre Biografie mit ihren Vorstellungen einer neuen Politik. Insgesamt wird deutlich, dass sich für Dreyer eine chronische Krankheit und kraftvolles Regieren keinesfalls ausschließen.
  • 2022 gab es im Ahrtal eine fürchterliche Flutkatastrophe, bei der 134 Personen starben. Kritiker werfen Dreyer erhebliche Mitschuld vor, weil sie nachts für mehrere Stunden nicht erreichbar war und weil sie den Krisenstab der Landesregierung hätte aktivieren müssen.

Malu Dreyer: Familie und Gehalt

Die Berufswünsche von Dreyer wechselten öfters und mitten in ihrer Karriere begann ihre tückische Krankheit Multiple Sklerose (MS). Der erste Berufswunsch von Dreyer war Ärztin. Um die Zulassung zum Medizinstudium zu bekommen, strengte sie sich im Gymnasium stark an, erwarb das große Latinum und schaffte das Einser-Abitur 1980. Diese schulischen Leistungen zeigen, dass Dreyer schon als Kind und Jugendliche zielstrebig, ausdauernd und verantwortungsvoll arbeiten konnte.

  • Nach dem Abitur wollte Dreyer lieber dem Beruf ihres Vaters folgen und Lehrerin werden. Deshalb studierte sie zunächst Englisch und katholische Theologie. Wegen schlechter Berufsaussichten aufgrund der drohenden „Lehrerschwemme“ wechselte sie nach zwei Semestern zu den Rechtswissenschaften.
  • 1995 bekam Dreyer die Diagnose Multiple Sklerose (NS). In einem Interview erklärte Dreyer aber, dass ihre Krankheitsform sehr selten sei und es keine Schübe mit deutlichen Verschlechterungen der Gesundheit gäbe. Kürzere Wege kann sie laufen, mittlere Strecken am Arm einer Mitarbeiterin gehen und nur für längere Wegstrecken benötigt sie einen Rollstuhl.
  • Dreyer ist seit 2004 mit Klaus Jensen (SPD), dem ehemaligen Oberbürgermeister von Trier, verheiratet. Jensen brachte drei halbwüchsige Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, mit in die Ehe. Diese drei Kinder wuchsen zunächst mit ihren Eltern im Mehrgenerationenhaus Schammatdorf bei Trier auf und haben inzwischen als Erwachsene das Haus verlassen. Dreyer hat selbst keine biologischen Kinder.
  • Dreyer betreibt eine eigene Instagram-Seite. Ihre über 27.000 Follower (Stand: Juni 2024) sowie Besucher können dort zahlreiche aktuelle Fotos bewundern. Dreyer und ihr Mann leben in einer christlichen Mischehe, dabei ist sie katholisch und er evangelisch.
  • Als Ministerpräsidentin bekommt Dreyer in Vergleich zu den anderen Bundesländern ein etwas unterdurchschnittliches monatliches Grundgehalt von rund 15.000 Euro (Stand: Juni 2024).
  • Zusätzlich erhalten die Ministerpräsidenten einen individuellen Familien- oder Ortszuschlag sowie eine individuelle Dienstaufwandsentschädigung.
  • Zu Dreyers Vermögen gibt es keinerlei seriösen Angaben.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Familie, Krankheit und Gehalt (2)

Malu Dreyer: Widerstand gegen die Familie

In Dreyers Leben gibt es einige Widersprüche. Besonders wichtig ist ihre Familie, in der sie mit Orientierung an den konservativen Inhalten, Normen und Werten der CDU aufwuchs, weil ihr Vater CDU-Mitglied war. Widersprüchlich dazu erscheint vor allem Dreyers große Karriere in der SPD.

  • Die einfachste Erklärung für diese Widersprüche liegt in Gegensätzen in den politischen Ansichten. Hier gab es vielleicht zwischen Tochter und Vater zahlreiche Streitgespräche ohne versöhnliche Resultate. Aber diese Begründung schloss Dreyer in einem Interview 2012 aus. Im selben Interview erklärt Dreyer weiter, dass auch nicht eine (jugendliche) Revolte gegen ihren Vater ausschlaggebend war, denn als sie 1995 Mitglied der SPD wurde, war sie schon 34 Jahre alt.
  • Als Hauptgrund für ihren Wechsel zu SPD nannte Dreyer in diesem Interview die soziale Gerechtigkeit als ein Hauptziel der traditionsreichen SPD. Zur Erklärung hinzukommen sollten aber auch wahrscheinlich bei allen Beteiligten weitgehend unbewusste pädagogische Tatsachen, denn Dreyer wurde als zweites von drei Kindern geboren.
  • In zahlreichen Familien bekommen die in der Mittelposition der Geschwisterreihe stehenden Kinder weniger Aufmerksamkeit als ihre Geschwister. Die Erstgeborenen sind eine Zeitlang Einzelkinder und werden öfters als kleine Prinzen oder Prinzessinnen behandelt. Das dritte Kind genießt meistens als Nesthäkchen besondere Beachtung.
  • Das mittlere Kind wird dabei deutlich seltener individuell wahrgenommen. Das lässt sich auch daran feststellen, dass mittlere Kinder in vielen Familien am seltensten allein auf den in der Familie gemachten Fotos zu finden sind. Um von den Eltern und Geschwistern mehr Beachtung zu bekommen, treffen die an der Mittelposition geborenen Kinder, Jugendlichen und (jungen) Erwachsener öfters drastische, im Widerspruch zur Familientradition stehende Entscheidungen.
  • Damit ergibt sich auch eine plausible Erklärungsmöglichkeit für Dreyers Wahl des Berufs der Juristin und Bürgermeisterin statt einer Pädagogin und einer Karriere in der SPD statt in der CDU, die die Eltern traditionell bevorzugten.
  • Ein zweites Beispiel für die Besonderheiten der von drei Geschwistern in der Mitte Geborenen ist die Namensgebung. Um sich von ihren Geschwistern mit den traditionellen Namen „Matthias“ und „Elisabeth“ abzugrenzen, gab sich Dreyer den eigenen originellen Namen „Malu“ schon in der Kindheit.
  • Im schon genannten Interview fragte der Journalist, wie Dreyer die anstrengende alltägliche Arbeit einer Ministerpräsidentin schafft, obwohl sie nicht weiß, ob sich ihre dauerhafte Multiple-Sklerose stark verschlimmern wird. Dreyer antwortete: „Nennen Sie es Zuversicht, nennen Sie es Gottvertrauen!“

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